Fotonachweis: Bundesdenkmalamt, Aufn. Bettina Neubauer-Pregl
Seidengasse
Projektdaten
Adresse: Seidengasse 20, 1070 Wien
Bauherr: BETA Verwaltungs GmbH
Bauzeit: 12/2020 – 07/2022
Projektsteuerung & Generalplanung: PM2
Baukosten: ~ 7 Mio.
Projektbeschreibung
Wo sich bis zum 18. Jh. die „Schottenäcker“ erstreckten, kreuzt heute die Seidengasse 20 die Schottenfeldgasse. Ab 1704 begannen hier die ersten Bautätigkeiten und langsam siedelten sich Fuhrwerker und Milchmeier an. So erhielt die Gasse zuerst den Namen „Fuhrmannsgasse“. Die Gegend, die heute Neubau genannt wird, entwickelte sich zunehmend zu einem produktiven Viertel mit vielen Manufakturen und ab der zweiten Jahrhunderthälfte entstanden hier immer mehr Seidenwebereien. Im 19. Jahrhundert sorgte die Fertigung von Seide, Samt und Tüchern für derartigen Reichtum, dass die Gegend umgangssprachlich als „Brilliantengrund“ bezeichnet wurde. Im Jahre 1862 wurde die Fuhrmannsgasse zur heutigen Seidengasse umgetauft.
Das Haus Seidengasse 20, Ecke Schottenfeldgasse wurde im Auftrag der Bauherren Josef Gabriel und Heinrich Zimmermann von Architekt Hans Dworak entworfen. Hans Dworak, dessen architektonische Handschrift sich durch eine Mischung aus romantischem Historismus, blockhaftem Spätklassizismus und floralem Secessionismus auszeichnet, schuf mehrere Bauten in Wien, welche hohen Wiedererkennungswert haben. Darunter auch die Seidengasse, welche mit Ihren Stilelementen dem Wohnhaus des Architekten selbst stark ähnelt.
Das Haus war ab 1907 ein großbürgerliches Wohnhaus und Firmensitz der Firma Jung, Russ & Co. Und später, ab 1933, das Finanzamt für die Bezirke 6, 7 und 15.
Jung, Russ & Co, dekorative Bildhauerei, Stuckateur u. Kunststein-Erzeugung hatten ihr Atelier im Souterrain im Hof. Die gläserne Pyramide als Lichtkuppel, ist bis heute erhalten. Die Stuckateurarbeiten in der Seidengasse 20 sind so prachtvoll, weil sie der Firma als Aushängeschild ihrer Kunstfertigkeit dienten.
In der Raumfolge von Eingang, Foyer und Stiegenhaus wurde ein veritabler Traum aus Tausendundeiner Nacht inszeniert, mit einem Sockel aus schwarzem Stuckmarmor, darüber einer Wand aus blauem Stuckmarmor, sowie einem Kranzrelief und an der Decke einem fliegenden Orientteppich aus polychromem Stuck, dessen kleine Noppen den Eindruck von gewebtem Stoff erwecken sollen.
Diese Decke mit ihrer aufwändigen Gestaltung scheint wohl eine Rarität in Wien zu sein. Zumindest wurde so ein Objekt bisher kein zweites Mal gesichtet und macht dieses Bauwerk zu etwas Außergewöhnlichem.
Das Haus wurde zwischen 2020 und 2022 aufgestockt, umgebaut und generalsaniert. Weiters wurden in Abstimmung mit dem Bundesdenkmalamt fast alle historischen Kunsthandwerksarbeiten restauriert. Es wurden 16 Wohnungen und 4 Büros mit 2.300 m² Nettonutzfläche geschaffen.
Am 25.09.2022 nahm die Seidengasse 20, initiiert durch das Bundesdenkmalamt, am „Tag des Denkmals“ teil, und konnte so von begeisterten BesucherInnen besichtigt werden.
PM2 war mit der Generalplanung beauftragt.